Jahresgabe

Mother

Opel, Franziska

Franziska Opels Arbeiten changieren zwischen Bild, Sprache und Objekt und greifen Symbole aus Kunst, Design und Kulturgeschichte auf. Opel evoziert Assoziationen zwischen diesen Bezügen und den Materialien, in denen sie aufscheinen, und eröffnet darüber neue Bedeutungsfelder, während sie bestehende neu formuliert. Auf diese Weise entstehen Spannungen und Momente des Widerspruchs – das Ornamentale kann beispielsweise als aggressiv erscheinen –, weshalb Opel auch Fragen nach Anziehung und Schutz, Nähe und Distanz, Kühnheit und Komfort in ihre symbolisch aufgeladenen Arbeiten einflicht.

Opels MOTHER besteht aus sechs Anstecknadeln, auf denen jeweils einer der sechs Buchstaben des Wortes „mother“ steht und die auf einem Untergrund aus Jeans angebracht sind. Indem sie der Typografie eine skulpturale Bedeutung verleiht, spielt Opel auf die zeremonielle Funktion von Ehren- oder Vereinsnadeln an, die an das Revers gesteckt werden, um militärische oder berufliche Leistungen zu würdigen oder die Mitgliedschaft in einem Club oder Verband zu signalisieren. Hier wird der Mutterschaft diese Bedeutung verliehen, während sie von einem Stoff umrahmt wird, der sowohl historisch mit der Arbeitskleidung von Männern assoziiert wird als auch mit der heutigen flexiblen und legeren Umgebung des neoliberalen Arbeitsplatzes. Opel hebt die Arbeit der Mutterschaft in beiden Umgebungen hervor und suggeriert damit eine noch nicht realisierte Anerkennung. Die Enden der Anstecknadeln hat sie unbedruckt gelassen, um dem Ornament selbst eine gewisse Fragilität zuzuschreiben und dem / der Besitzer:in die Möglichkeit zu geben, die Buchstaben neu anzuordnen.